Fernab der Zivilisation verläuft entlang der Westküste der USA ein 4277 km langer Wanderweg genannt "Pacific Crest Trail". Zu Fuß benötigt man mehr oder weniger fünf Monate, um von der mexikanischen Grenze nordwärts, Kalifornien, Oregon und Washington zu durchqueren, um schlussendlich Kanada zu erreichen. Jedes Jahr starten ein paar Verrückte, um sich diesem Abenteuer zu stellen. In 2010 bin ich einer davon! ;)



Freitag, 23. April 2010

Hot Pool und Hamburger

7. Tag (Mile 113)
http://maps.google.com/maps?q=33.29522,-116.63869
Heute Vormittag hab' ich im Post-Office von Warner Springs meine Bounce-Box in Empfang genommen. Ein paar Dinge, die ich wohl nicht mehr brauchen werde hineingelegt und ein paar Fertiggerichte, sowie meine Eisaxt herausgenommen. Bounce-Box nennt man ein Paket, welches man sich parallel zum Trail von Post-Office zu Post-Office schickt. Sie enthält vor allem Ausrüstung, die man gerade nicht benötigt und daher auch nicht mit sich herumschleppen will. Meine enthält z.B. einen Sommerschlafsack, Straßenkleidung, einen Ersatz-Rucksack, eine leichte Isomatte (falls meine mal kaputt geht), sowie dehydrierte Abendessen und ein paar Kleinigkeiten. Aufgrund meines besonders großen Pakets kostet der Versand stolze 15,95 Dollar. Glücklicherweise kann man das Paket aber kostenlos weiterschicken lassen, wenn man es an einer Station mal nicht öffnet.

Wer hätte Das gedacht, 7 Tage und ca. 4% des Weges liegen hinter mir und obwohl ich reichlich Milen hinter mich gebracht habe, steigt meine Begeisterung von Tag zu Tag! Nicht zuletzt wegen der Menschen, die mir hier über den Weg laufen, aber vor Allem wegen dieser wunderschönen, abwechslungsreichen Landschaft.  Gestern noch bin ich über einen komplett mit Kakteen bewachsenen Berg gewandert. Heute durchquere ich seichte Hügellandschaft und weite, blumenbestückte Täler. Mir ist schon klar, dass sich das ziemlich schmalzig anhört, trotzdem trifft es zu.

Als ich gestern Abend in Warner Springs eintrudelte, staunte ich nicht schlecht, als mir die Empfangsdame des Hotels für 10Dollar Zugang zum Restaurant und zum, aus einer heißen Quelle gefüllten, Hot- Pool anbot. Die hatte den Satz noch nicht vollendet, da lag mein Geld schon auf dem Tresen.

Zuerst gings ins Restaurant, wo ich mir mit Brot und Butter, sowie einem Riesen-Burger und Fritten den Bauch vollgeschlagen habe und anschließend entspannte ich meine geschundenen Muskeln im heißen Wasser. Warum der Pool heute Morgen einem kompletten Wasserwechsel unterzogen wurde weiß ich nicht. Hoffe natürlich, dass es nichts mit dem Schmutz zu tun hat, der sich während der 6 tägigen Wüstenwanderung auf meinem Körper angesammelt hat. ;)  

Wo wir gerade beim Thema Hamburger sind. - Mittlerweile merke ich, dass ich von dem bisschen Futter welches ich zu mir nehme nicht mehr wirklich satt zu kriegen bin. Jemand hat mir mal erzählt, dass ein Thruhiker ca. 5000 Kalorien pro Tag verbraucht. :-O Das Snickers, welches ich gerade in meinen Mund geschoben und fast ohne zu kauen heruntergeschluckt habe, hatte 280 Kalorien. Das würde bedeuten, dass ich ganze 18 Stück essen müsste, um meinen Tagesbedarf zu decken und damit mein Gewicht zu halten. Mir wird schlecht!
Schiebe ich wohl besser direkt mal ne Tüte Chips hinterher!

Zwei Dinge zum Thema Gastfreundschaft möchte ich noch erwähnen. Zum Einen haben mich die beiden Thruhiker "Rosie" und "Halfbrow" letzte Nacht für lau mit in ihrem Zimmer schlafen lassen, wo ich das Handy aufladen und ein paar Sachen waschen konnte. Zum Anderen haben mir gestern zwei Wanderer erzählt, wie die ganzen Wasserflaschen zum "Water-Cache" auf den Berg hinter Siccors Crossing kommen. Ein 60 Jahre alter Trail-Angel schleppt jeden Tag 4 Galonen, also ca.16 Liter Wasser, zu Fuss von seinem Haus, zur ca.1,5mi entferten Bergspitze hinauf. Und Das jeden Tag. Unglaublich!!!

Cu
Michael

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